Mondlandschaften

Ein Kleinbus brachte uns vom 4.480 m hoch gelegenen Grenzübergang ins zweitausend Meter tiefer gelegene San Pedro de Atacama. Die Straße, die das Hochgebirge mit der trockensten Wüste der Welt verbindet, stürzt in gerader Linie den Berg hinunter. Für den gar nicht so unwahrscheinlichen Fall, dass beim Befahren dieses mörderischen Asphaltbandes jemandem die Bremsen durchschmoren, wird die Straße von einer endlosen Kette an Notfallspuren gesäumt.


Der chilenische Grenzposten befindet sich erst unmittelbar vor der Einfahrt nach San Pedro. Die chilenischen Grenzer schienen beim Durchforsten des Gepäcks Ernst zu machen, und weil ein Grenzübertritt mit Obst und Gemüse in Südamerika generell verboten ist, trennte ich mich in einer unbeobachteten Ecke der Zollstube von meinen Erdnüssen und einem Apfel. Ich hoffe, das Grenzpersonal hat es sich schmecken lassen.


Im Wüstenort angekommen, bestand die erste Herausforderung darin, einen kooperativen Bankomaten zu finden. Einen solchen entdeckte ich nach einigem Suchen in einer Apotheke, und eine Stunde später hatten wir auch ein leistbares Hostel gefunden. Es befand sich in der Nähe des Busbahnhofs und war relativ heruntergekommen. Daran, dass sich im Türrahmen in Kopfhöhe eine Metallleiste befand, konnte ich mich einfach nicht gewöhnen, weshalb ich jedes Mal, wenn ich unser Domizil betrat, dagegenknallte.


Generell konnte ich mich mit dem touristenverstopften San Pedro nicht wirklich anfreunden: Außerhalb des überlaufenen Zentrums gleicht der Ort eher einem Slum, und die Preise sind teilweise astronomisch. Ausgesprochen hübsch ist dafür die Landschaft.


Wir entschieden uns für einen Ausflug ins Valle de la Luna, ins Tal des Mondes. Es handelt sich um eine staubtrockene Landschaft mit roten Felsen, Höhlen und Salzablagerungen. Wir spazierten munter über Berg und Tal und landeten schließlich auf einer einzelnen, riesigen Sanddüne. In dieser bizarren, lebensfeindlichen Landschaft wurde vor einigen Jahren ein Mars-Rover getestet. Im Hintergrund erheben sich die Fünftausender und Sechstausender der Cordillera Occidental.

 

Du kannst diesen Text auf facebook kommentieren oder mir ein E-Mail schreiben.