Olympisch!

Zweimal Olympia innerhalb von sechs Monaten, das scheint mir ein guter Anlass zu sein, das größte Sportereignis der Welt unter die Lupe zu nehmen und Perspektiven für den langfristigen Erfolg dieser Veranstaltung aufzuzeigen. Nachfolgend ein paar Gedanken zu meinen Lieblingsdisziplinen und wie sie weiterentwickelt werden könnten.

I. 50 Kilometer Gehen


Zufällig habe ich im Sommer 2021 eingeschaltet, als die Herren 50 Kilometer durch die Straßen von Sapporo marschierten. Entlang der Straße stand alle paar Meter jemand, der darauf achtete, dass bei niemandem beide Beine in der Luft waren – denn das wäre dann ja nicht mehr Gehen, sondern Laufen. Die ganze Geschichte schaut ziemlich anstrengend aus (Tatsächlich sind bei diesem Bewerb einige Leute kollabiert), es wirkt ein bisschen, als hätte man den Teilnehmern die Füße zusammengebunden und sie dann gezwungen, zu laufen. Einige Geher waren auch aus anderen Gründen am Humpeln: Der französische Weltrekordler, der bei Olympia 2016 wegen Durchfalls aufgeben musste, litt diesmal unter einer Blasenschwäche und verschwand alle paar Minuten in einem Dixi-Klo, möglicherweise eine Hommage an Monty Pythons „Marathon für Leute mit besonders schwachen Blasen“.


Da es die 50 Kilometer Gehen für Menschen mit Blasenschwäche und Verdauungsstörungen also bereits gibt, meine ich, dass man den Schwierigkeitsgrad erhöhen und die natürliche Fortbewegung des Menschen weiter einschränken sollte: Wie wäre es mit 50 Kilometer Kriechen? 100 Kilometer Schlängeln? 200 Kilometer Purzelbaum? Oder Nordic-Walking? Man könnte den Stecken, damit er weniger sinnlos ist, ja auch wie einen Pogo-Stick benützen. Sackhüpfen vielleicht? Man könnte auch den Hürdenlauf modifizieren und die Sportler alle 50 Meter Kopf voran durch ein Fass springen lassen, das an einem Seil aufgehängt ist. Oh, warte … Die zwei letztgenannten Disziplinen gab es bereits bei Olympia. Und wie schaumma eigentlich aus mit 5000 Kilometer Sich-zu-Boden-Werfen? Verflixt, auch das ist leider keine neue Idee.

II. Achter-Rudern und Vierer-Bob-Fahren


Zweimal zwei ist vier, zweimal vier ist acht … Ich hab schon als Kind gerne Zahlen verdoppelt, und ein Sechzehner-Boot wäre eigentlich meine Mindestanforderung an den Rudersport der Zukunft! Oh, warte … Auch das hat es schon einmal gegeben.


Also brauchen wir ein Zweiunddreißiger-Ruderboot oder ein Vierundsechziger-Ruderboot. Damit ließe sich 2024 in Paris ordentlich die Seine verstopfen, und anstatt zu dopen schummelt man einfach einen fünfundsechzigsten Ruderer ins Boot.


Was die Winterspiele angeht: Der Viererbob ist kein Sportgerät, sondern ein Verkehrsmittel. Aber wenn in einer Gondel bis zu zehn Personen Platz haben und in einem Schibus an die 100, erscheint mir die Kapazität dieser Geräte zu gering. Ein Fünferbob wäre ein bescheidener Anfang. Aber warte, auch den Fünferbob hat es schon einmal gegeben!


Wenn die Realität meinen Sarkasmus übertrifft, macht das Verfassen von Unsinn gleich viel weniger Spaß. Vielleicht kann man ja auch sieben oder neun Leute in einen Bob reinstopfen. Wie wärs mit einem Doppelstock-Bob? Der könnte dann auch eine Linien-Nummer kriegen und einen Fahrplan.

III. Putzen und Tanzen


Wenn so viele Sportler auf so engem Raum zusammenkommen, kann es nicht schaden, die Eisfläche ab und zu zu putzen. Darum kümmern sich dankenswerterweise die Curling-Teams, die bei den Winterspielen täglich angestrengt um die Wette schrubben. Kritisch möchte ich anmerken, dass die von ihnen benutzten Besen nicht immer das Mittel der Wahl sind. Bei stärker verschmutztem Eis sollte man ihnen auch einen Wasserkübel und verschiedene Reinigungsmittel anbieten.


Wenn das Eis dann wieder schön glänzt und die Eiskunstläufer ihre Fünffach-Sprünge vorgeführt haben (Auch hier wäre eine Verdoppelung der Rotationen angebracht, z.B. unter Zuhilfenahme eines Propellers), wird es Zeit für das Schiballett! Warum man diese ästhetisch herausragende Sportart von den Olympischen Spielen verbannt hat, werde ich nie begreifen.

IV. Nördliche und südliche Kombination


Am besten gefällt es mir, wenn verschiedene Sportarten ohne triftigen Grund in einen Topf geworfen werden, so wie beim Modernen Fünfkampf: Pistolenschießen, Fechten, Schwimmen, Springreiten und Querfeldeinlauf – wer sagt, dass das nicht zusammengehört? Auch Schispringen und Langlaufen kann man ja kombinieren, wenn man beides nicht gut genug beherrscht.


Schießen und Langlaufen geht in Ordnung, norwegische Cloudberry-Jäger brauchen das, wenn sie ihre Familien auch im Winter ernähren möchten. Aber welche Fähigkeiten sind im Süden überlebenswichtig? Man könnte die Teilnehmer um die Wette Brunnen graben und Moskitos erschlagen lassen, zum Beispiel.


Aber kommen wir noch einmal auf den Modernen Fünfkampf zurück: Pistolenschießen und Fechten sind out. Multitasking im Home-Office oder Wer-kann-am-längsten-auf-den-Bildschirm-Schauen wären in meinen Augen zeitgemäßere Disziplinen. Oder man kombiniert Radfahren und Kirschkernspucken. Sumo-Ringen und Eiskunstlauf. Stabhochsprung und Bogenschießen, wobei der Stab als Pfeil verwendet wird. Oder, analog zur Alpinen Kombination, 100-Meter-Lauf und Marathon. Denn Vielseitigkeit zählt (Auch bei den Teilnehmern übrigens: Wenn Vanessa Mae aufgrund einer Quotenregelung für komische Länder bei Olympia Schi fahren darf, Mathieu Neumuller für Madagaskar Slalom fährt und Katie Tannenbaum von den schneereichen Gestaden der karibischen Jungferninseln mit dem Rennschlitten fahren darf, dann sollte man auch Kim Jong-un für Korea Schi springen oder –  im Sommer – vom 100-Meter-Turm springen lassen).

V. Alles, was man werfen kann


Diskus, Speer und Hammer – alles schon dagewesen, alles im Prinzip (wenn der Speer nicht gerade einen Weitspringer pfählt) urlangweilig. Ich empfehle Gummistiefel, Hühnereier und Schneebälle. Auch ein Handtuch kann man werfen. Andere Objekte, derer man sich entledigen kann, sind Porzellan-Teller, Hausschlapfen oder Bumerangs. Oder man wirft einfach jede Verantwortung weg. Das wäre dann ein Wettbewerb für unsere Politiker.
 

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