6348!

Am 14. August bestiegen wir den Parinacota, ihr Luschen! Zum Frühstück um 1:30 knallten wir uns ein Müsli in die Rübe, inhalierten jeder ein Ei, bestiegen um 2:15 unsere Nobelkutsche (einen Geländewagen, in dem wir uns zu viert auf die Rückbank quetschten) und dampften über eine fürchterliche Sand- und Steinpiste, auf der der Geländewagen ununterbrochen abstarb, gen Parinacota. Um 3:30 begann der Aufstieg.


Der Parinacota ist ein 6.348 Meter hoher Vulkan, lieblich anzusehen und anstrengend zu besteigen. Pettenbacher #2 begann nach einigen Stunden, mit der Höhenluft zu kämpfen, und drehte im Morgengrauen mit einem unserer drei Bergführer um.


Für mich wurde der Berg ab etwa 5.700 Metern Höhe zur Qual. Das Dilemma: Die Luft war dünn, der Energieverbrauch hoch, wir konnten aber, weil uns ständig schlecht war, nichts essen. Während der elfstündigen Besteigung würgte ich in Summe zwei Datteln und ein Drittel eines Müsliriegels hinunter und trank ein bisschen Eiswasser. Das Ganze nach zwei Stunden Schlaf.


Auf 6.000 Metern schnappten wir nach Luft und torkelten in der Gegend herum, aber wir marschierten unbeirrt aufwärts. Davido, einer der zwei verbliebenen Bergführer, entschied, dass wir genug hatten und dass spätestens am Vorgipfel Schluss sein würde mit lustig.


Dann standen wir auf besagtem Vorgipfel, starrten in den riesigen Krater, auf die atemberaubende Landschaft, die sich tief unter uns ausbreitete und – auf den Gipfel. Francisco, ein meisterlicher Bergführer und ausgesprochen lieber Kerl, bemerkte meinen Blick und fragte mich, ob wir es versuchen sollten. Das Adrenalin jagte mich in die Höhe, 15 Minuten später standen wir ganz oben.


Das Akkufach meiner Kamera war zugefroren, also machte Francisco mit seinem Handy ein paar Fotos von mir, und ich von ihm. Er fragte mich, ob ich mich freute, aber ich war zu erschöpft, um viel zu sagen.


Wir stiegen auf dem direkten Weg über ein gefrorenes Schneefeld ab. Als das Schneefeld von einer Moräne unterbrochen wurde, stürzte ich, fiel auf den Rücken und blieb ein paar Meter weiter unten am Beginn des nächsten Schneefeldes liegen. Und plötzlich purzelten ein paar Tränen in meine Sturmhaube. Tränen der Erschöpfung oder Freudentränen, wahrscheinlich beides. Francisco brachte mich mit einem Tee wieder auf die Beine.


Der Abstieg war fürchterlich: Zuerst ging es mehrere Kilometer über ein Büßereis-Feld, das im Wesentlichen aus tausenden kleinen Schluchten bestand, über die wir turnen mussten – einmal hätte ich mir fast den Fuß gebrochen. Danach folgte eine mindestens 600 m hohe Geröllhalde, deren erster Teil extrem steil und mit Felsbrocken übersät war, die sich, wenn man in sie hineinrutschte, sofort in Bewegung setzten.


Eine Stunde vor Ankunft im Tal waren meine Batterien endgültig leer, ich fühlte mich wie eine Aufziehpuppe: Links ein Schritt, rechts ein Schritt, ich sah nichts mehr, hörte nichts mehr und spürte nichts mehr. Ich hatte nur mehr einen Wunsch: Bei dem Auto anzukommen, das unten im Tal in der Sonne glänzte. Irgendwann war auch das vollbracht, und als ich mir im Hotel ein wenig Lamafleisch und Schokolade zuführte, ging es schnell wieder aufwärts. Habemus 6000er!

 

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