Hunde waren mir immer irgendwie egal, solange sie mich nicht zugekotet haben, manche habe ich sogar ganz nett gefunden.
Dann bin ich aus meinem Kuh- und Katzendorf ins mondäne Baden gezogen, das war im Herbst 2010. Es war ein kalter Herbst, hermelinbewehrte Uromas mit Goldketten, wohin das angewiderte Auge blickt!
Und alle diese hermelinbesetzten Urgroßmütter zogen an einer Leine etwas Kleines, Zitterndes, Rattenartiges hinter sich hier… Meerschweinchen, wie ich dachte. Hunde, wie sich herausstellte.
Kleine, kläffende Krabbelkröten, die vom Hundedoktor zum Hundefriseur und weiter zum Luxus-Hundegeschäft geschleift werden. Im Luxus-Hundegeschäft kauft man sich eine goldbesetzte Handtasche, aus
der das mickrige Fellbündel dann sein restliches Hundeleben lang herausquieken kann!
Große Hunde sind um nichts besser – wer wie ich jahrelang durch Hundekot zum Bahnhof gewatet ist und von schulterhohen Elefantenbulldoggenschäferhundchihuahuas, die sich, wenn man sie am
wenigsten erwartet, laut bellend gegen Zäune werfen, traumatisiert wurde, der hat auch gegen große Hunde gewisse Vorbehalte.
Aber: Große Hunde haben wenigstens Charakter. Die sind würdig. Die bellen, anstatt zu fiepen. Die zerreißen einem Briefträger die Hose oder beißen ihm einen Haxen ab, anstatt davonzulaufen!
Katzen werden aufgefressen, nicht angewinselt, und der Hundebesitzer gehört zum Inventar. Im Gegenzug wird selbiger (aufgrund seiner Funktion als Dienstleister) von seinem großformatigen Köter
beschützt, nicht umgekehrt. Ein großer Hund führt seinen Besitzer spazieren und ist stolz auf ihn. Bei den angeleinten Spitzohrratten habe ich jedes Mal Angst, dass das kleine Bellinsekt von den
Absätzen der Pelz oder Minirock tragenden Besitzerin zermalmt werden könnte.
Warum dieser Hass, werdet ihr jetzt fragen, aber das finde ich ziemlich weit hergeholt: Großmütig, wie ich nun einmal bin, fasste ich nämlich unlängst den Entschluss, mit sämtlichen Hunden – von
Maulwurfgröße bis Nilpferdformat – in Frieden und Eintracht zusammenzuleben. Ich erklärte mich im Stillen bereit, den kleinen Biestern entgegenzukommen, unter gewissen Voraussetzungen, versteht
sich. Es sei, so entschied ich, lediglich erforderlich, dass sich alle Kläffer ab sofort an die folgenden Grundregeln hielten:
1. Das Anbellen Unbekannter ist zu unterlassen.
2. Bellen (Winseln, Knurren, Fiepen…) ist generell unerwünscht.
3. Die Schnauze ist, wann immer es geht, geschlossen zu halten.
Aber das war wohl zu viel verlangt, und ich habe es eingesehen…
Als ich letztens vom Einkaufen nachhause ging, ertönte hinter einem Gartenzaun plötzlich lautes Gebell. Schon wieder, dachte ich, und wandte den Kopf. Ich musste aber noch etwas genauer
hinschauen, um die kleine Bellwanze zu identifizieren. Es war ein Yorkshire Terrier. Zwei schwarze Knopfaugen blickten mich an. Plötzlich wurde mir klar, wie verdammt mutig es von diesem kleinen
Wesen war, mich von so weit unten so laut anzubellen. In den Knopfaugen las ich keine Feindschaft, das Bellen war eine Existenzbekundung gewesen: „Schau mich an, wie laut ich bellen kann!“ Ich
machte mich ein bisschen kleiner und nickte dem Tier zu: „Wir zwei gegen die ganze Welt, stimmts?“ Der Terrier, seines Zeichens nicht viel größer als zwei Paar Badeschlapfen, wedelte eifrig mit
dem kurzen Schwänzchen. An diesem Tag schloss ich Frieden mit kleinen Hunden.
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