Das Schönste in Ipiales ist das Taxi nach Las Lajas. In der Schlucht von Las Lajas soll im 18. Jahrhundert ein kleines Mädchen eine Marienerscheinung gehabt haben, und deshalb hat man hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Brücke über die Schlucht gebaut, und auf die Brücke eine Kirche. Die Konstruktion ist über 100 Meter hoch und ein schöner, ungewöhnlicher Anblick… Auch einen Wasserfall gibt es in der Nähe.
Wie so oft kamen wir am späten Abend an einem zwielichtigen Busbahnhof an, wie so oft erkundeten wir innerhalb von fünf Minuten die zwei nächstgelegen Hotels und wählten das bessere (Wir mussten
auch etwas aufs Geld schauen bei dieser Reise – wenn man ein südamerikanisches Hotel nach einer kurzen Besichtigung verlässt, verringert sich der Preis schlagartig). Das bessere der beiden Hotels
war ziemlich miserabel. Kaum hatte ich mich aufs Bett gesetzt, brach es zusammen. Ich ging der Sache auf den Grund und stellte fest, dass es keinen Lattenrost gab, dafür einige wenige Bretter,
die zu kurz waren und bei der geringsten Bewegung abstürzten.
Wir warfen die Matratze auf den Boden, nicht zum letzten Mal und auch nicht zum vorletzten Mal, wie sich in den nächsten Hotels herausstellen sollte. Zu kurze Bett-Bretter, die häufig auch
verschimmelt und verfault waren, immer wieder dasselbe kolumbianische Trauerspiel. Irgendwann legten wir die Matratze einfach gleich auf den Boden.
In Pasto bekamen wir ein leckeres Abendessen, aber die Stadt selbst rief bei uns keine Begeisterungsstürme hervor, also begaben wir uns weiter nach Popayán. Popayán ist eine nette Kolonialstadt,
wirklich schön anzuschauen. Prächtige Kolonialbauten, alle blütenweiß angemalt. Man macht sich schön für die Touristen, die erstmals ins Land strömen! Kolumbien war bis vor kurzem eins der
gefährlichsten Länder der Welt, Drogenmafia, Guerilla, Paramilitärs, Todesschwadronen, der paramilitärisch infiltrierte Inlandsgeheimdienst, you name it. Von Waffenstillstand war Ende 2015, als
wir auf der Durchreise rund anderthalb Wochen in diesem schönen Land verbrachten, zwar noch keine Rede, aber der Konflikt zwischen Paramilitärs, Guerilla und Regierung (Wobei die Rolle der
Regierung eher ambivalent zu sehen ist, denn neben transnationalen Unternehmen wie Chiquita unterstützen auch viele Politiker die Paramilitärs, die sich, genau wie die Guerilla, vorwiegend durch
Drogenhandel finanzieren) war doch schon deutlich im Abflauen begriffen.
In Popayán sind Touristen zurzeit noch heilig. Das erfuhren wir, als wir etwas außerhalb des Zentrums von einem Betrunkenen angepöbelt wurden. Im Handumdrehen wurde er von zwei Polizisten
gepackt, die sich danach mit ernster Miene an mich wandten: Wir haben gehört, der hat Sie belästigt?! Ich machte mir Sorgen um den Kerl und versuchte, zu beschwichtigen, ich hoffe, sie haben ihm
nix getan.
Wenig später hörten wir aus nächster Nähe mehrere Schüsse und wurden Zeugen einer wilden Verfolgungsjagd, man raste auf Motorrädern durch eine Menschenmenge, die panisch auseinanderstob. Wie auch
immer… Popayán ist schön, und wenn sie irgendwann ganz mit dem Schießen aufhören, steht der Errichtung touristenfreundlicher Hotels nichts mehr im Wege.
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