Wer in Costa Rica ans Berg steigen denkt, denkt zuerst einmal an den Cerro Chirripó. Kein Wunder – ist doch der Chirripó mit seinen 3819 Metern der höchste Berg zwischen Guatemala und Kolumbien, und an einem wolkenlosen Morgen sieht man vom Gipfel des Chirripó sowohl das Karibische Meer als auch den Pazifischen Ozean. Die zulässige Besucheranzahl ist jedoch auf 40 Besucher pro Tag beschränkt. Eine Alternative für Kurzentschlossene, die das Abenteuer suchen, ist eine Besteigung des südlicher gelegenen Cerro Cabécar (2950 Meter).
Vorbereitungen für die Besteigung des Cerro Chirripó
Ausgangspunkt für eine Besteigung des Chirripó ist die Kommune San Gerardo de Rivas. Wer den Chirripó besteigen und nichts riskieren möchte, bucht etwa drei Monate vor dem gewünschten Termin
einen Platz. Täglich dürfen nur 40 Besucher den Park betreten (einer Quelle von 2015 zufolge sind es mittlerweile 52), wobei die Plätze etwa drei Monate im Voraus über serviciosenlinea.sinac.go.cr gebucht werden können. Die Übernachtung in der Hütte muss
extra gebucht werden, auf der vertrauenswürdigen (!) Seite www.hotelcasamariposa.net/chirripo.html gibt es diesbezüglich nähere Informationen. Einen Tag vor der Besteigung muss man sich bis 16 Uhr mit
Ausweis, Zahlungsbestätigung und Buchungscode bei der Parkverwaltung (la oficina de guardaparques) melden. Anschließend ist es nötig, bei der „Oficina Servicios Chirripó“ die offizielle
Erlaubnis für die Nächtigung in der Hütte einzuholen. Diese wird an das Eintrittsticket geheftet. Für die Übernachtung in der Hütte und den Eintritt in den Park werden pro Person insgesamt etwa
45 Euro verrechnet.
Mit Stand 2016 gibt es keine Möglichkeit mehr, vor Ort Restplätze zu ergattern. Aktuelle Informationen finden sich meist auf www.hikingchirripo.com.
Zwischen der Ankunft in San Gerardo und der Besteigung des Berges liegt aufgrund des obligatorischen „Check-Ins“ mindestens eine Nacht im Tal – wenn man die Nacht in San Gerardo verbringt, kann
man die Zeit nützen, um das private Cloudbridge-Reservat, Klaus′ „Secret Gardens“, die Nebelwälder am Fuße des Chirripó oder die nahegelegenen Thermalbäder kennenzulernen.
Von San Gerardo auf den Chirripó
Der Anstieg ist lang und steil, aber es gibt keine ausgesetzten Stellen, und der Weg wird gut gepflegt. Wo Packpferde den Weg in ein Schlammloch verwandelt haben, wird parallel ein zweiter Weg
für die Fußgänger angelegt. Eine Besteigung empfiehlt sich vor allem in der Trockenzeit, die trockensten Monate sind Januar und Februar (Ich habe den Berg bei besten Bedingungen im März
bestiegen). Die ersten Kilometer im Nebelwald sind vor allem in der Dämmerung höchst reizvoll. Wo weiter oben vor einigen Jahren ein Waldbrand wütete, genießt man heute die Aussicht auf die
umliegenden Berge. Das Überschreiten der Baumgrenze auf einer Seehöhe von 3.400 Metern stellt einen Höhepunkt der Wanderung dar. Nach vier bis acht Stunden ist die Herberge „Los Crestones“
erreicht. Im Inneren ist es zu jeder Zeit sehr kühl, für die Nacht wird die Mitnahme eines dicken Schlafsacks angeraten. Zusätzlich können Decken ausgeborgt werden. Auch eine Taschenlampe ist
unverzichtbar – das Licht funktioniert oft nicht, und wer sich am nächsten Tag vor Sonnenaufgang auf den Weg macht, benötigt Licht, um den Weg zu finden. Mit Stand 2016 gibt es in der Hütte keine
Kochmöglichkeit mehr, dafür werden aber (für rund 10 €) warme Speisen angeboten. Eigenes (kaltes) Essen darf mitgebracht werden. Von der Hütte auf den Gipfel sind es noch etwa anderthalb bis drei
Stunden, der Anstieg verläuft größtenteils sehr flach. Die Sonne geht am Gipfel um ca. 5:30 Uhr auf, wer diesem einmaligen Spektakel beiwohnen möchte, verlässt die Herberge spätestens um 3:30
Uhr. Der Abstieg vom Chirripó ist leicht an einem Tag zu bewältigen.
Alternative für Abenteuerlustige – der Cerro Cabécar
Eine engagierte Familie von Kleinbauern versucht seit einigen Jahren, den abseits der Touristenpfade gelegenen Cerro Cabécar für Besucher zugänglich zu machen. Der Reiz der Wanderung besteht
unter anderem darin, dass man mit allergrößter Wahrscheinlichkeit der einzige Besucher vor Ort ist – und den wunderbaren Berg somit ganz für sich alleine hat. Für den Ausflug sind zwei ganze Tage
einzuplanen. Der Aufstieg sollte zeitig am Morgen begonnen werden, vor allem in der Regenzeit, wenn es ab Mittag zu heftigen Schauern kommt. Zu empfehlen ist die Besteigung des Cerro Cabécar
jedoch ausschließlich in den Monaten Januar und Februar, da der erste Teil des Anstiegs auf ausgewaschener Erde erfolgt und bei Regen beinahe mit Eislaufen gleichgesetzt werden kann. Eine
Taschenlampe und warme Kleidung sind unbedingt mitzunehmen, die Wasservorräte können in der Hütte aufgefüllt werden.
Der Ausflug beginnt an der einsamen Bushaltestelle von Santa Marta, fünfzehn Busminuten außerhalb der Provinzstadt Buenos Aires, eine gute Busstunde von San Isidro de El General entfernt. Der
Fahrer kann angewiesen werden, beim „Rancho Coco“ in Santa Marta zu halten. Von hier sind es noch rund 15 Kilometer zum Fuß des Cerro Cabécar, eine Abholung kann einige Tage (besser 1-2 Wochen)
vorher unter (+506) 8908 4542 bzw. (+506) 8319 1861 organisiert werden. Eine Mahlzeit ist – genauso wie der unbedingt notwendige Bergführer – im bescheiden angesetzten Preis inbegriffen und wird
entweder vor dem Aufstieg oder nach dem Abstieg gereicht. Gegen Aufzahlung trägt ein Pferd das Gepäck bis zur Hütte (nicht weiter und auch nicht retour). Übernachtet wird in einer kleinen,
ausgesprochen urigen Hütte. Die Hütte verfügt über eine Feuerstelle und Geschirr, Lebensmittel (z.B. Nudeln) sollte man allerdings selbst mitnehmen. Im Hüttenbuch lässt sich ablesen, dass es
wenige sind, die von sich behaupten können, den Cerro Cabécar bestiegen zu haben. Die Hütte ist in der Nacht zugig und kalt. Decken sind vorhanden, ein Schlafsack ist anzuraten.
Wagemutige, die rechtzeitig aufgestiegen sind, können den ersten Nachmittag für eine Exkursion zu den Wasserfällen „Las Gémelas“ nützen. Hier sind Trittsicherheit, wasserdichtes Schuhwerk und
grundlegende Kletterfähigkeiten Voraussetzung.
Der zweite Tag ist der schönste des Ausflugs, gleichzeitig aber auch der anstrengendste. Die Distanzen sind groß, als Belohnung für die Anstrengungen winkt eine Wanderung durch die zauberhaften
Bergwälder des Cerro Cabécar.