Auf der Sonneninsel

Die Isla del Sol im Titicacasee ist ein schöner Ort zum Wandern. Aber diesen Teil erzählen die Bilder besser als ich.


Nach ein paar schönen Stunden, in denen wir über die Insel wanderten und unterwegs mehrmals Wegzoll entrichten mussten, befanden wir uns kurz vor Sonnenuntergang auf einer Passhöhe. Dort bauten wir im Schutz einer halb eingestürzten Steinwand das Zelt auf. Der Wind war so stark, dass er das Dach wegriss, also schliefen wir unter dem Sternenhimmel. Der Sternenhimmel war ganz und gar unglaublich, dergleichen ist in unseren lichtverschmutzten Breiten völlig unbekannt. Man liegt da, und man schaut, und man wundert sich: Wie perfekt ist bitteschön das Universum?


Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege für ein paar Stunden: Ich wollte die Südwestspitze der Insel erkunden. Wir verabredeten, uns in Challa Pampa wieder zu treffen, dann begab ich mich auf Seeniveau, um anschließend den südlichen Bergrücken der Insel zu erklimmen. Hier gab es keinen Weg und keine Menschen, nur mich selbst, das Gras, die Klippen, und die Stille.


Am höchsten Punkt der Insel ruhte ich mich aus, ließ meinen Rucksack liegen und marschierte weiter, an knallroten Blümchen und riesengroßen Stielgewächsen vorbei. Unter mir das tiefblaue Wasser des Sees, am Horizont die schneebedeckten Sechstausender der Cordillera Real.


An der Südwestspitze nahm ich ein kurzes Sonnenbad und machte mich alsbald auf den Rückweg: Ich hatte die Distanz wieder einmal grob unterschätzt und war schon drei Stunden unterwegs.


Auf dem Rückweg machte mir plötzlich die Höhenluft zu schaffen, und ich musste die ganze Zeit trinken. Als ich einige Stunden später nur mehr wenige hundert Meter vom Hauptweg entfernt war und den Hang hinaufkletterte, verließen mich plötzlich alle Kräfte und ich hatte kein Wasser mehr. Ich musste mich alle zwei Minuten hinsetzen und hatte keine Lust, nach diesen kurzen Pausen wieder aufzustehen. Es blieb mir aber nichts anderes übrig, und als ich schwindlig und dehydriert oben ankam, stand ich glücklicherweise vor einer Hütte, in der Getränke verkauft wurden. Ich wählte den kürzesten Weg nach Challa Pampa, eine Querfeldein-Wanderung. Als ich in Challa Pampa ankam, wurde gerade eine Touristengruppe mit einem merkwürdigen Tanz willkommen geheißen – befremdlich anzusehen und gar nicht im Einklang mit dem, was ich bisher von Bolivien wahrgenommen hatte.


Nach einer kühlen Nacht und einem kräftezehrenden Tag war auch das einfachste Bett dazu angetan, mich glücklich zu machen, aber aus der warmen Dusche wurde wieder einmal nichts: Das versprochene warme Wasser war eiskalt. Dafür war der Ausblick vom Balkon ein Traum, und in Challa Pampa gibt es einen echten Strand! Eine Bolivianerin spazierte mit einem Kalb vorüber.

 

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