Vorletzter Eintrag

Anmerkung: Ich hab diesen Eintrag bald nach meiner Rückkehr aus den USA geschrieben. Wann genau, weiß ich nicht.

 

In meiner allerletzten Zeit in Amerika war ich mit ein paar Freunden unterwegs und wir haben zwei sonnige Wochenenden am Lake verbracht. Ashlee hat einen gigantischen Karpfen gefangen, den wir nie an Land gebracht haben, weil die Bestie schließlich einfach mit der Hälfte des Hakens verschwunden ist. Dad und ich haben the catfish gefüttert. Mit meiner Gastmutter bin ich Rad gefahren.


Die Verabschiedungen von Freunden haben mich oft für kurze Zeit traurig gestimmt, aber insgesamt habe ich meinem Abschied neutral entgegen gesehen – ich genieße in Österreich wesentlich mehr Freiheiten als ich in den USA genossen habe. Der Abschied von meinen Gasteltern war dann aber schon sehr traurig. Insbesondere mein Gastvater war mein Buddy und wird es immer bleiben.


Für mein letztes Wochenende am Lake haben wir Peter und Drew eingeladen. Das Boot war im Kübel, aber ein Nachbar hat ausgeholfen, und so sind wir Wasserschi gefahren (oder haben’s doch zumindest versucht) und haben getubt – uns auf mit Seilen an einem wendigen Motorboot befestigten Schwimmreifen über die Wellen schleudern lassen. Wir haben mit Lucy, unserem Rettungshund, gespielt, und mit Cinnamon, unserem Meerschweinchen. Später saßen wir am Dock, die Füße im Wasser. Drew spielte Gitarre.


Am Montag, zwei Tage vor meinem Abflug, haben die Sommerläufe begonnen, Cross-Country-Vorsaison. Um 6:30 Uhr morgens haben sich 80 enthusiastische und freiwillige Hawks bei der Tomahawk Elementary eingefunden. Coach Bo strahlte dann auch über das ganze Gesicht: „Welcome to the best Cross Country team in the state!”


Ich hab an zwei schönen Sommerläufen teilgenommen und mich am Dienstag verabschiedet. Das Team überreichte mir ein Poster (“We will miss you, Anton” mit Unterschriften) und Coach Daniels ermahnte mich, in Österreich brav weiterzulaufen. Ich hab gemeint, dass ich mich wohl wieder aufs Rad fahren verlegen werde, versicherte ihm aber, dass ich aktiv bleiben würde. Immerhin gäbe es beim Rad fahren „a bunch of hills.“ Woraufhin mich Coach Daniels aufklärte: „It’s pretty famous hills, Anton. It’s called the Alps!“


Und dann der letzte Morgen. Rachel good-bye sagen, Julie good-bye sagen, Lucy good-bye sagen, Drew good-bye sagen, Peter good-bye sagen, Ashlee good-bye sagen. In North Kansas City einen Blick in den Betrieb meines Gastvaters werfen. Mit Mom und Dad zum Flughafen. Mit 146 Pfund Gepäck einchecken, einen netten Bediensteten erwischen, heilfroh sein. Letzte Gespräche, letzte Umarmungen. Ein laaaanges Gesicht des Kontrolleurs beim Durchleuchten meines Handgepäcks. Dann ein letztes Mal winken.


Um 7:55 P.M. Eastern Time verließen Odinn, Stefan, Nicole, Melissa und ich amerikanischen Boden. Glitzernde Asphaltbahnen in Washington-Dulles, oben in der Luft ein wunderschöner Sonnenuntergang. Die Abendröte folgte uns bis über die letzte kleine Insel Neufundlands hinaus. Zwei oder drei Stunden später, es war noch nicht einmal Mitternacht in Kansas City, der Sonnenaufgang. Prachtvoll. Picturesque. Oder, in der Sprache der Shawnee-Indianer, olathe (wunderschön). Wann immer eine Sonne untergeht, geht irgendwo eine neue Sonne auf...