Getting used to America

Vorneweg: Mein Deutsch wird schlechter. Gerade habe ich nachschlagen müssen, ob „Bekanntschaft schließen“ eine gängige Wendung ist oder nicht. Wo haben wir abgeschnitten? Stimmt, am Anfang der zweiten Schulwoche. Dienstag, 28. August, hab ich bei 100 °F eine sehr gute Laufleistung gezeigt (Wir sind „Park loops“ gerannt, Zeitrennen um den lokalen Park, drei hintereinander), mit zwei Folgen: Coach Daniels ordnete mich der ersten Trainings-Gruppe zu und ich schloss Bekanntschaft mit David Stone. David ist ein angenehmer Typ, interessiert und lustig.


Donnerstag das erste „richtige“ Rennen (gegen konkurrierende Schulen), das Blue Valley Northwest Invitational. In Blue Valley hab ich einen „good job“ getan. Nach nur acht Tagen Training war ich im JV-Team. Es gibt: Varsity, JV und C. Varsity sind derzeit unsere sieben besten männlichen bzw. weiblichen Läufer, JV sind die nächsten zehn und C der ganze Rest, bis etwa 50. Ich bin also momentan im besten Drittel des Schulteams. Die Olathe East Hawks sind das beste Team in ganz Kansas! Wir haben die anderen beiden Schulen Länge mal Breite geschlagen und ich bin in meinem Rennen Achter von etwa 30 geworden. Für die rund zwei Meilen hab ich 12:14 Minuten gebraucht. Der Kurs war übrigens total verrückt; er war eher eine tausendfach gewundene Waldschneise in felsigem Gelände und wurde nach ca. 150 Metern erstmals so eng, dass nur zwei Läufer nebeneinander laufen konnten. Aber als Hawk hat man latürnich eine Strategie: Man rennt diese 150 Meter schneller als die anderen und läuft dann neben einem anderen Hawk, sodass der Weg blockiert ist. Zwei Minuten nach dem Start lauerte Coach Bozarth und wir lauschten den tadelnden Worten vom Waldesrand: „There’s two of the wrong color, guys!“


Wir haben ausgiebig gefeiert... So was von Teamgeist hab ich noch nie erlebt. Es ist sinnlos, das zu schildern, aber es fühlt sich einfach toll an, wenn man von David erfährt, dass man die Gruppe mit seinen Leistungen überrascht, eine Stunde lang mit Vickie und Cris über die besten Barbecues in den Vereinigten Staaten (Die gibt’s natürlich nur in Kansas) spricht, von dutzenden Leuten persönlich beglückwünscht wird, mit Emily lautstark die nächste Gruppe anfeuert und sich mit der ganzen Welt, Coaches und Gastvater eingeschlossen, unterhält, bis man letztendlich nur mehr schlafen will...


Freitag, 31. August, war mein erstes Footballspiel. Ein Meer aus Blau-Orange. Schwierig ist es nicht, orange Kleidung zu bekommen, es gibt mindestens 50 Shirts in den Farben der Schule. Manche Leute laufen hier permanent mit orangen und blauen Haarsträhnen herum. Gestern hab ich ein Mädel gesehen, bei dem sogar die Fingernägel blau und orange waren. Die eigentliche Aufmerksamkeit galt nicht dem Spiel. Man unterhielt sich, egal, ob man dabei das Spielfeld im Blick hatte oder nicht. Die Hawks als Gastgeber waren mit Cheerleadern, der riesigen Schulband, Tänzern und etwa 1.000 Fans angerückt, die Gegner mit 200 Fans und der Gewissheit, dieses Spiel zu verlieren. ;)
Hat sich übrigens was mit Ausschlafen... Samstag, 1. September, war Training, 6:30 AM. In 50 Minuten sind wir mehr als 6 Meilen gelaufen. Dafür hat’s im Anschluss Bagels gegeben. Montag war Labor Day, schulfrei. Aber – latürnich – Cross-Country-Training. Und Rad fahren mit Aaron. Mountainbikes sind nichts für mich, viel zu langsam. Aber der trail war eine berauschende Erfahrung: Teils standen die Bäume so eng, dass wir zentimetergenau treffen mussten, um eine Bruchlandung zu vermeiden. An einem Punkt, mitten am Weg, hatte es sich eine Schildkröte gemütlich gemacht.


Peer Mentoring ist lustig. Mein Partner für den Monat September ist Rickie. Er war als Kind in einen Autounfall verwickelt und hat einen Gehirnschaden davongetragen. Aber er ist ein lustiger Kerl. Wenn auch nicht so lustig wie Steven... Jemand hat Steven den Schulslogan „Go Hawks“ eingetrichtert. Sein Lieblingsthema (bzw. Lieblingswort) bleibt aber „Shrek“. Vorgestern, Donnerstag, haben wir Mimik durchgenommen. Bei Steven war „scared“ und „happy“ genau dasselbe: Augen und Mund weit aufgerissen, die Zunge heraußen und das ganze fette Gesicht heftig schüttelnd. Und unglaublich komisch. Raywain hat auch ein Lieblingsthema... Seine kleine, liebe, einzigartige Schwester Isabella^^


Mein erstes 5-Kilometer-Rennen, das Olathe North Invitational, war am Mittwoch. Bei strömendem Regen, Donner und Blitz, schien es schon wahrscheinlich, dass es abgesagt werden würde, dem war aber nicht so und ab ging’s... Aaron hatte das Limit ausgegeben: Wenn ich länger als 19 Minuten bräuchte, sollte ich besser nicht nachhause kommen. Es fühlte sich furchtbar an, aber ich tat’s... Und vollendete das Schlamm-Rennen im Gelände in 19:00 Minuten. Im JV-Rennen wurde ich damit, von rund 100 Teilnehmern aus sieben verschiedenen Schulen (davon rund 40 Läufer von der Olathe East, C-Rennen hat’s am Donnerstag keines gegeben), 13. Viele andere Hawks waren noch schneller, und die Varsity-Burschen hatten alle ihre sieben Läufer in den Top 10. “They swept them out”, hat es Donnerstag in den Olathe Daily News geheißen.


Nach Erholung fühlte sich der “Recovery Run” am Donnerstag gar nicht an; ich folgte mit ein paar anderen Verwegenen den Varsity-Jungs, und als ich letztendlich ins Schwimmbad fiel, war ich tot. Und bei den Streck-Übungen im Wasser wäre ich fast ertrunken... Cross Country ist schon böse. Aber genial.


Gestern Abend, Freitag, war wieder ein Footballspiel, wieder in CBAC, dem Heimatstadion der Hawks. Der Dresscode lautete „orange“ (Beth hat mir mein T-Shirt gestaltet) und in der Schule wurden strenge Verbote ausgegeben, dem gegnerischen Parkplatz zu nahe zu kommen; es ging zur Sache gegen den Erzrivalen Olathe South. Das Footballspiel war großartig, jemand feuerte mit einer T-Shirt-Kanone in gigantischen Bögen T-Shirts in die Menge, eine Kuh mit der Aufschrift „Eat mor chikin“ unterstützte die Cheerleader, kleinere Plüschkühe und Frisbees wanderten über die Köpfe des Publikums... Und die Konzentration galt – kaum zu glauben, aber wahr – dem Spielfeld. Die East Hawks boten diesmal rund 2.000 Fans auf, die South Falcons wenigstens 1.500. Cris hat mir die Grundlagen gestern so erklärt, dass ich sie verstanden habe und ich hab mich gut unterhalten, vor allem mit Rachel aus Peer Mentoring. Im Anschluss an das Spiel war ich mit John und Beth bei „Cold Stone“, Eis essen. Das Bestellen war schwierig, es ist hier nicht üblich, mehrere Sorten zugleich zu bestellen. Ich hab’s aber doch geschafft, mit Unterstützung von Beth und John. War recht vergnüglich und die Runde ist immer größer geworden, Jacqueline Black aus Peer Mentoring war auch dabei. War schön...


Heute Vormittag war Old Settler’s Parade in Downtown Olathe. Nach einem ausgiebigen amerikanischen Frühstück mit Jared und Mr. Mays haben wir drei uns aufgemacht und die Fotos für Yearbook geschossen. Im Anschluss sind wir noch auf einen Drink gegangen. Wie alle anderen Amis auch mixten sich die zwei einen 1-Liter-Drink, ich mischte mir was deutlich Kleineres... Mit weniger als 50 % Eiswürfeln hat – für einen durstlosen Österreicher – in einem Becher der Größe small (0,5 l) mehr als genug Platz. Genug für heute^^